19. Oktober 2013

Testing the health care

Farmington/NM

Diese Nacht werde ich wohl so schnell nicht vergessen – sie endet so gegen zwei Uhr morgens. Schon am Abend vorher habe ich leichte Schmerzen am linken Schulterblatt, das schiebe ich aber auf eine falsche Sitzhaltung und denke mir nix weiter dabei.

In der Nacht wird das aber immer schlimmer und ich werfe mir eine Dosis Tabletten nach der anderen ein – leider hilft das alles nichts. Gegen halb sechs Uhr kann ich mich beim besten Willen nicht mehr zurückhalten, mir laufen mittlerweile vor Schmerzen die Tränen übers Gesicht (und das will was heissen, ich kann ziemlich viel aushalten) und ich wecke meine bessere Hälfte.

Willy ist erstmal hilflos und weiss gar nicht, mit der Situation umzugehen. Ich will nur noch zu einem Arzt, damit diese beschissenen Schmerzen endlich aufhören.

An der Rezeption frage ich nach dem Krankenhaus, die mässig motivierte Tussi erklärt uns den Weg (der aber auch nur halbwegs stimmt) und wir fahren los. Landen tun wir an einem Dialysezentrum und Willy befragt gleich unser Navi, dieses kennt aber kein Hospital hier :pipa: . Da kein Mensch unterwegs ist, den wir fragen könnten, machen wir ein Dreherle zurück zum Dialysezentrum und Willy fragt, wo denn dieses gut versteckte Krankenhaus ist. Er bekommt den Weg erklärt und nach ein paar Minuten sind wir auch da.

Wir nehmen den Emergency-Entrance und ich komme auch gleich dran. Und ich muss noch nicht mal mit der Kreditkarte wedeln. :!! Da ich keine SSN habe, werde ich erstmal nicht weiter befragt, sondern sofort in ein Behandlungszimmer gebracht, wo ich gleich eines dieser netten Krankenhaushemdchen anziehen darf.

Dann wird das übliche gemacht wie Blutdruck messen (der erstaunlich gut ist) und dann kommt auch schon eine junge Ärztin, die alles mögliche wissen will.

Sie vermutet, wie ich auch, eine Kolik, da die Schmerzen sich mittlerweile bis in die Nierengegend ausgeweitet haben.

Zuerst bekomme ich gegen die Schmerzen eine Infusion mit Morphium. Dabei wird mir klar, warum so viele Abhängige auf diesen Sch.eiss stehen....mir wird erstmal in sämtlichen Venen kalt, als sich das Zeug in mir ausbreitet, dann fühlt sich mein Kopf an wie in Watte gepackt und dann wirkt das erst so richtig: Sobald ich die Augen nur ein wenig schliesse, tanzen Monster vor meinen Augen rum, so übel, dass ich die Augen sofort wieder öffne. Das wiederholt sich jedesmal, wenn mir die Augen zufallen und deshalb versuche ich, sie mit aller Gewalt offen zu halten. Was für eine Erfahrung :EEK: . Nach zwanzig Minuten lässt die Wirkung nach und ich bekomme sofort die nächste Ladung.

Nach Abgabe der nötigen Körperflüssigkeiten werde ich schliesslich zum Röntgen und zum CT gefahren. Das dauert alles ein wenig und Willy tut mir echt leid – er hockt da rum, weiss nicht genau, was da mit mir alles gemacht wird, ist sicher hungrig und durstig so ohne Frühstück im Bauch.

Gegen 10 Uhr sind dann alle Untersuchungen fertig, die Ärztin kommt nochmal zu mir und ich bekomme Tabletten für die Schmerzen verschrieben. Was ich habe, weiss keiner. Ich erfahre hier, dass ich zwei Nierensteine habe, die jedoch nicht für die Schmerzen verantworlich sein können, die sind nämlich da, wo sie hingehören. Eine Kolik scheidet also aus. Bevor ich endgültig gehen darf, werden noch meine Personalien aufgenommen sowie die Daten unserer Auslandskrankenverisicherung.

Als erstes fahren wir zum Walmart, der nicht weit vom Krankenhaus entfernt ist. Da meine zweite Morphiumdosis noch wirkt, bin ich schmerzfrei und wir können ein paar Dinge einkaufen, bis meine Tabletten fertig zum abholen sind.

Von diesen Dingern soll ich alle 4-6 Stunden zwei nehmen, das mache ich auch gleich, sobald das Morphium seine Wirkung verliert. Ich kann Euch sagen, dass ist ein Teufelszeug, diese Tabletten. Kurz nachdem ich die genommen habe, wird mein Gehirn zu Brei und ich bin nicht mehr in der Lage zu denken. Aber zumindest sind die Schmerzen weg und nach ca. 40 Minuten hat sich mein Hirn auch wieder in den Urzustand zurückverwandelt.

So, der erste Tag ist schon zur Hälfte rum und für die Bistis und Co. Ist es mittlerweile schon zu spät – also wird der Vorschlag eines Freundes mit den Aztec-Arches hervorgekramt und dorthin gefahren.

Ganz ehrlich, so toll finden wir die Ecke jetzt nicht, überall sind diese komischen Gasleitungen, die mir irgendwie Angst machen. Das liegt aber vielleicht auch bloss an meinem benebelten Zustand. Deswegen fahren wir auch mehr oder weniger interesselos an den meisten Viewpoints vorbei, bis wir links in eine ungeteerte Strasse einbiegen. Hier vergisst Willy erstmal seine Sorge um mich und fängt an, die Fahrt zu geniessen.


Als wir wieder auf der Strasse kurz vor Aztec sind, beschliessen wir, es für heute sein zu lassen, macht irgendwie alles keinen richtigen Sinn :nw: .

Ich bin sauer, dass es mir nicht gut geht, sauer, dass dies das mein zweiter Besuch in Farmington ist, bei dem ich krank bin (das erste Mal war es ein verdorbenens Hühnchensandwich), sauer, dass meine Pläne – zumindest für diesen Tag – ins Wasser gefallen sind und ängstlich, weil ich nicht weiss, was da mit mir passiert. Ich möchte nur noch ins Hotel. Da es schön warm ist und der Pool noch in der Sonne liegt, machen wir uns hier einen faulen Nachmittag.

Gegen 18.00 wird es für uns beide höchste Zeit, etwas in den Magen zu bekommen und wir gehen erneut ins hoteleigene Restaurant. Vor lauter Frust bestelle ich mir wieder eine Margaritha, wird mich schon nicht umbringen. Das Essen ist lecker, aber ich bekomme fast keinen Bissen herunter. Gut, dass ich mir nur ne Kleinigkeit bestellt habe.

Tja, das war unser erster Farminton-Tag, der leider ganz anders verlaufen ist als geplant.

Jetzt muss ich Euch ein wenig hier parken, aber ihr habt ja genug Möglichkeiten, Euch die Zeit zu vertreiben. Morgen muss ich arbeiten und dann schaumama, wann ich über die Feiertage ein wenig Muse für den nächsten Reisetag habe. Ihr könnt ja schon mal ein wenig trainieren, denn da wird ordentlich gelaufen
.

Gefahrene Meilen: 63

Wetter: :songelb: und blau

Motel: The Region Inn 2. Nacht

 

 

 

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